1. Täglich säend streun wir Samen, guten, bösen, ohne Zahl. Spielend nimmt der Wind ihn mit sich in die Berge, in das Tal. Einger fällt in braune Furchen, reich genährt durch Gottes Hand, andrer fällt auf trockne Erde oder unfruchtbares Land.
2. Einger in die hehre Stille der Gebirgeseinsamkeit, andrer fällt ins Weltgetümmel, wird zertreten vor der Zeit. Samen, der zu nichts geworden durch ein eitles, stolzes Herz, Samen, der von gläubgen Seelen einst gesät in Not und Schmerz.
3. Samen, der sich niemals reget, leblos wird dann, dürr und alt, Samen, der erst dann erblühet, wenn des Sämanns Hand schon kalt. Durch ein Flüstern sä’n wir Segen, oft auch Sünde, Zank und Streit, mit Gedanken, Worten, Taten sä’n wir für die Ewigkeit.
4. Herr, du weißt um unsre Schwachheit, laß beim Sä’n uns nicht allein; liegt der Same in den Furchen, mögen Engel Wächter sein, bis das Feld mit Heil gekrönet und die Ähren reich gefullt mit der Frucht des ewgen Lebens, die aus unsrer Saat einst quillt.